Tag der Kinderhospizarbeit

Zirkus Martinelli im Hospiz St. Martin

Am 10. Februar ist der Tag der Kinderhospizarbeit. Er hat zum Ziel, die Inhalte der Kinder- und Jugendhospizarbeit und ihre Angebote stärker in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu verankern, Menschen von der Sinnhaftigkeit ehrenamtlichen Engagements zu überzeugen und das Thema „Tod und Sterben von jungen Menschen“ zu enttabuisieren. Eines solches Angebot im Hospiz St. Martin ist der „Zirkus Martinelli“, bei dem Abschied nehmende und trauernde Kinder im gemeinsamen Tun Stärke und Gemeinschaft zu erfahren.

Samstagmorgen. Im Hospiz wuselt es. Heute ist Zirkustime – am Vormittag für die Kinder zwischen drei und sieben Jahren, am Nachmittag für die größeren Kinder. Hinter dem Zirkus Martinelli verbirgt sich ein ganz besonderes Angebot: Trauernde Kinder, die von einem Elternteil, einer Schwester oder einem Bruder Abschied nehmen mussten, und Kinder, die gerade Abschied nehmen müssen, können hier gemeinsam mit dem Artisten und Zirkuspädagogen Martin Bukovsek ein kleines Zirkusprogramm einüben.

Anzünden der Hospizkerze

Jedes Mal beginnt es mit dem Anzünden der Hospizkerze. Die Größeren ziehen dann in einem Spiel Fragen: Wie stellst du dir das Paradies vor? An was erinnerst du dich gern, was ihr gemeinsam gemacht habt? So können die Kinder darüber sprechen. Dann üben sie verschiedene Formationen – erst einzeln, dann in der Gruppe: die Brücke, den Knie- und Schulterstand, die ganz Mutigen probieren den geführten Salto. Daneben üben sie Jonglieren, Kopfstand und Seilhüpfen. „Der Zirkus ist ein Türöffner. Hier passiert so viel, dass man es gar nicht benennen muss“, erklärt Martin Bukovsek. „Du hast das Gefühl, gehalten zu werden, lernst vertrauen und loszulassen. Die Kinder stehen hier im Mittelpunkt, im Alltag müssen sie ja oft funktionieren.“

Austausch beim Elterncafé

Während die Kinder die Aufführung vorbereiten, sitzen die Mütter im Nebenraum beim Elterncafé. Beim Reden kommen Themen auf, die genau hier ihren Platz haben. Eine junge Frau erzählt, wie verzweifelt sie nach dem Tod ihres Mannes war und Hilfe im Trauerzentrum und einer trauerbegleitenden Gruppe fand. Ihr Sohn Lukas*, der heute auch da ist, war elf Monate, als ihr Mann starb, jetzt ist er fünf Jahre. Er kannte den Vater gar nicht richtig, doch die Leere bleibt und die Fragen: „Wie ist der Papa in die Urne gekommen? Wo ist er jetzt?“ Es sind traurige und schöne Begebenheiten, die die Frauen erzählen. Stefanie Schlosser, Malteser Koordinatorin des ambulanten Kinderhospizdienstes in St. Martin, leitet sanft das Gespräch und weiß: Es tut allen gut, sich hier auszutauschen. Im Alltag ist oft kein Platz dafür.

Gemeinsame Aufführung und gemeinsames Auspusten der Kerze

Aber nun sind alle eingeladen, sich den Zirkus anzuschauen. Die Kinder können es kaum erwarten, die Kunststücke und Zaubertricks zu zeigen. „Wow“, „Toll“ – alle lachen und klatschen. Im Raum ist eine besondere Atmosphäre. Trauer verbindet. Am Ende pusten alle gemeinsam die Kerze aus. Jeder darf an jemanden denken und sich etwas wünschen. „Ich hab mir gewünscht, dass ich zaubern kann“, lacht der kleine Theo* verschmitzt. Er freut sich schon auf das nächste Mal.

*Namen geändert

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